Um veränderten Marktbedingungen oder internen Anforderungen besser gerecht zu werden, durchlaufen viele Unternehmen einen organisatorischen Wandel. Dieser kann durch positive Entwicklungen ausgelöst werden – etwa, wenn das Unternehmen stark wächst und bestehende Strukturen nicht mehr effizient greifen. Häufiger jedoch liegen die Gründe in negativen Umständen wie sinkenden Verkaufszahlen, einer schwächelnden Konjunktur oder anderen geschäftlichen Herausforderungen.
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Wenn bestehende Strukturen der Unternehmensrealität nicht mehr gerecht werden, ist ein Umdenken gefragt. Unabhängig vom Anlass verfolgt ein organisatorischer Wandel meist das Ziel, die Stärken des Unternehmens zu bündeln und gleichzeitig Effizienz und Gewinn zu steigern. Dafür ändern sie häufig ihre Strategie, optimieren Prozesse oder passen die Organisationsstruktur an.
Gründe für einen organisatorischen Wandel
Unternehmen entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen für einen organisatorischen Wandel. Allen gemein ist das Bestreben, die interne Leistungsfähigkeit zu stärken – durch effizientere Abläufe, bessere Ressourcennutzung und höhere Rentabilität. Typische Auslöser sind:
- Rückläufige Gewinne: Managementfehler, verändertes Kundenverhalten oder steigende Kosten können Ertragsprobleme verursachen, wie beispielsweise im Jahr 2021, als die internationalen Frachtkosten massiv anstiegen. Wenn die Einnahmen nicht mehr ausreichen, kann eine Umstrukturierung notwendig werden.
- Strategiewechsel: Manche Unternehmen entfernen sich im Laufe der Zeit von ihrem ursprünglichen Kerngeschäft und bauen neue Bereiche oder Tochterunternehmen auf. Gerade bei unrentablen Teilbereichen kann eine breit angelegte Diversifizierungsstrategie zu einer Schwächung der wirtschaftlichen Gesamtstruktur führen. Daher kann eine Neuausrichtung der Geschäftsstrategie durch Verkauf oder Reorganisation erforderlich sein.
- Liquiditätsbedarf: Wenn es dem Unternehmen schwer fällt, frisches Kapital zu beschaffen, kann der Verkauf schwacher oder verlustbringender Geschäftsbereiche eine Möglichkeit sein, die Liquidität kurzfristig zu verbessern.
- Reverse Synergy (umgekehrte Synergie): Fusionen und Übernahmen führen nicht immer zu den erhofften Synergieeffekten – gelegentlich entfalten einzelne Geschäftsbereiche getrennt voneinander einen höheren wirtschaftlichen Wert. In solchen Fällen kann eine Aufspaltung die bessere Option sein.
Arten des organisatorischen Wandels
Grundsätzlich lassen sich zwei Hauptformen des organisatorischen Wandels unterscheiden. Die erste ist die finanzielle Umstrukturierung, bei der es um Anpassungen in der Kapitalstruktur in Bezug auf Eigen- und Fremdkapital geht. Typische Maßnahmen sind etwa Umschuldungen oder Veränderungen in der Zusammensetzung des Eigenkapitals.
Die zweite Form ist die organisatorische Restrukturierung. Dabei geht es um die Neugestaltung interner Strukturen, meist mit dem Ziel, Kosten zu senken. Typische Maßnahmen sind der Abbau von Personal, flachere Hierarchien, eine Umverteilung von Aufgaben oder Veränderungen in der Berichtslinie.
Häufige Strategien von Unternehmen in Not
Strategische Entscheidungen richten sich immer nach den konkreten Rahmenbedingungen und Herausforderungen. Oft greifen Unternehmen dabei auf bewährte Ansätze zurück:
- Fusion: von einer Fusion spricht man, wenn sich zwei oder mehr Unternehmen zu einem neuen Unternehmen zusammenschließen. Ziel ist in der Regel die Bündelung von Ressourcen, Märkten oder Kompetenzen.
- Spaltung: Bei einer Spaltung überträgt ein Unternehmen einen oder mehrere seiner Geschäftsbereiche auf ein anderes Unternehmen – oft mit dem Plan, eine eigenständige Firma zu gründen oder diese zu verkaufen oder aufzulösen.
- Desinvestition: Dabei handelt es sich um den Verkauf oder die Liquidation von Tochterunternehmen oder Vermögenswerten (z. B. geistiges Eigentum). Auch das Kürzen geplanter Investitionen, um Mittel in profitablere Bereiche umzulenken, fällt darunter. Ein Beispiel ist der Verkauf von Reebok durch Adidas.
- Akquisition: Eine Akquisition liegt vor, wenn ein Unternehmen mehr als 50 % der Anteile eines anderen Unternehmens erwirbt, mit Zustimmung der Zielgesellschaft oder durch eine öffentlich zugängliche Anteilsübernahme, etwa über die Börse. Solche Übernahmen finden sowohl in Krisenzeiten als auch strategisch motiviert statt, etwa zur Realisierung von Synergien.
- Joint Venture (JV): Zwei oder mehr Unternehmen gründen gemeinsam eine neue Geschäftseinheit, in die sie vereinbarte Ressourcen einbringen. Kosten, Kontrolle und Gewinne werden geteilt. Universal Pictures und Warner Bros. haben ein solches Joint Venture realisiert.
- Strategische Allianz: Im Gegensatz zum Joint Venture bleiben die beteiligten Unternehmen rechtlich unabhängig. Sie kooperieren projektbezogen und bündeln gezielt Ressourcen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Beispiele hierfür sind Kooperationen wie Louis Vuitton und BMW sowie Uber und Spotify.
Eine Unternehmensumstrukturierung ist selten einfach – doch sie bietet die Möglichkeit, sich neu zu fokussieren und das Unternehmen auf einen zukunftsfähigen Kurs zu bringen. Gerade in Zeiten des Wandels entscheidet die Anpassungsfähigkeit darüber, ob man im Wettbewerb bestehen kann oder nicht.